Schlaflos in Italien

Und jährlich grüßt das Murmeltier...

Mein Sohn Adrian und ich wollen uns fotografisch, alpin und landschaftlich wie jedes Jahr die Kante geben. Das bedeutet wieder Schlafmangel, unregelmäßiges Essen und Schweiß. Der Finger wandert auf der Karte in Richtung Italien – Südtirol – Dolomiten.
Trotz aller Strapazen, die es mit sich bringt, wenn man zu viel Fotoausrüstung durchs Gebirge schleppt, möchten wir diesen kraftraubenden Aufwand möglichst gering halten. Gesagt – getan. Ich habe als Basislager das Hotel direkt am Antornosee am Fuße der Drei Zinnen gebucht. Es ist in jeder Hinsicht ein Glücksgriff. Besonders die Lage direkt am See und den direkten Blick zu den "Tre Cime di Lavaredo", sind eine wunderbare Ausgangsbasis.

Normalerweise sind wir diesen Luxus nicht gewohnt, aber wir genießen ihn: Vor dem Sonnenaufgang aufstehen, die Straße überqueren, den See und die umliegende Kulisse fotografieren. Danach zum Frühstück. Das gleiche am Abend. Etwas dekadent, aber mit wenig Aufwand maximaler Ertrag :-).  So weit, so gut, wäre da nicht noch der zunächst unscheinbare Wettersturz, der als harmlos angekündigt wird und dann großteils die Straßen der Alpen lahmlegt. In weiser Voraussicht habe ich vorher noch die Winterreifen aufgezogen. Als wir am Antornosee ankommen, liegt wenig Schnee und wir wähnen uns zunächst ins Sicherheit. Nachts bekommen wir aber dann die volle Packung und es beginnt zu schneien. Am nächsten Tag holen uns 15-20cm Neuschnee auf den Boden der Tatsachen zurück. Auf Winterfotos waren wir jetzt nicht eingestellt, aber wenn der Schnee schon mal da ist, machen wir auch Fotos davon. Und ich kann euch sagen es hat schon was...

Die nächsten Tage sind wir permanent unterwegs und sind vom ersten bis zum letzten Licht unter freiem Himmel. Wir stehen auf, wenns noch dunkel ist und kommen erst wieder zurück, wenns stockfinster ist. Dazwischen fahren wir nicht enden wollende Serpentinen, wandern durch den Dreck und warten mit unseren Stativen aufs Licht. Das zahlt sich aus, wir entdecken atemberaubende Bergseen, herrliche Felsformationen und die schroffe Bergwelt zieht uns immer mehr in ihren Bann. Oftmals stehen wir nur da und staunen.

Aber auch das fordert seinen Tribut – wir haben zu wenig Schlaf und wir werden von Tag zu Tag schlapper, aber wir bleiben hartnäckig. Keiner stirbt unbeaufsichtigt und erholen können wir uns, wenn wir wieder zuhause sind. Wir fahren viele Spots an und betreiben Locationscouting. Wir beobachten, wann die Sonne am besten steht und ziehen weiter, um am nächsten Tag bei bestem Licht das Ganze nochmal zu machen. Von den Influenzer- und Selfiespots verabschieden wir uns gleich mal. Apropos – das millionste Foto vom Pragser Wildsee erspare ich Euch. Der See funktioniert für mich nicht wirklich, mag sein, dass das Wetter oder das Licht nicht gepasst haben, aber selbst wenn, ich brauche ihn nicht. Ich glaube es ist eine Kunst nicht alles im Portfolio zu haben. Stattdessen offenbaren sich uns herlliche Lichtstimmungen an Orten, die wir so nicht auf dem Schirm hatten.

Unser geheimes Hauptziel waren eigentlich die Drei Zinnen. Auch wenn sie schon komplett totfotografiert sind, man muss da mal davorgestanden haben. Für spektakuläre Fotos macht das Wetter nicht mit. Die Wege auf der Nordseite sind bereits durch die Schneefälle der vergangenen Tage komplett zugeschneit und so bleiben uns die Wege verwehrt. Dafür reifen Pläne für das nächste Jahr... Hier eine kleine Auswahl meiner fotografischen Ausbeute.