In der Eng (AT)

In meiner Kindheit war ich zuletzt mit der Familie hier. Wir gingen damals die klassische Karwendeltour: Scharnitz - Karwendelhaus - Falkenhütte - Eng - Lamsenhütte. Immer als Tagesetappe und mit Hüttenübernachtung. Ein für mich sehr prägendes Erlebnis, an das ich mich noch ziemlich genau erinnern kann. Mein Vater lieh mir damals eine alte Voigtländer und ich knipste meine ersten Versuche. Farbnegativfilm.

Ich bekam die Fotos vom Labor zurück und stellte zum ersten Mal fest, dass die Bilder in keinem Verhältnis zudem standen, was ich da gesehen habe. Wenn schon das Wort "negativ" in der Filmbezeichnung Platz fand, konnte das ja nichts werden. Das ist jetzt etliche Jahre her und ich beschloss, mir den imposantesten Teil der Tour noch einmal vor die Linse zu holen. Digital und diesmal positiv. Ziel sind die imposanten Laliderer Wände.

Gleichzeitig sollte das auch die Abschiedstour für meine Sony-Ausrüstung werden. Ich habe mich kurzerhand in der Touristenhochburg Alpengasthof Eng einquartiert. Die Zimmerpreise sind relativ moderat, das Essen üppig und die Menschen dort sehr freundlich. Und wenn am Abend der Touristenanstrom mit Bussen wieder abreist, wirds richtig ruhig. Vom Hotel aus lässt es sich bequem zu mehreren Touren starten. Am Tag der Ankunft regnets und ich entschließe mich abends noch zum Hohljoch (1794m) zu laufen. Wie erwartet hört der Regen auf, die Abendsonne kommt raus und ich bekomme eine Steilvorlage nach der anderen vor die Linse. Hier fällt dann auch der Entschluss mich wieder dem Mittelformat zu widmen und mcih vom Vollformat zu verabschieden. Mag sein, dass manche das für Spinnerei halten, aber wenn ich schon hier bin, möchte ich möglichst viel Licht auf einem möglichst großen Sensor haben.
Am nächsten Morgen stehe ich um 4 Uhr auf und laufe nochmal hoch zum Hohljoch. Der Sonnenaufgang ist sehr schön, aber wenig spektakulär. Außerdem wirken diese riesigen Wände auf einem Foto nicht, wenn man direkt davor steht. Da muss man schon selber hin und sich das anschauen. Ich suche mir am Nachmittag einen anderen Standpunkt und entdecke den Panoramaweg, der gleich hinter dem Hotel startet. Von der Drijaggenalm aus bekomme ich einen Logenplatz. Leider macht mir am Abend eine Regenfront mit Gewitter mein Idyll zunichte. Aber ich gebe nicht auf und bin am nächsten Morgen nochmal um 5 Uhr da und warte aufs Licht. Leider macht die Wolkendecke nicht rechzeitig auf und so wird die blaue Stunde zur grauen Stunde. Für ein paar schöne Lichtinseln reicht es. HIer ist der letzte Drops noch nciht gelutscht, ich komme wieder.