Davos (CH) - wandern statt laufen

Ich war schon oft in Davos in den Schweizer Alpen. Grund dafür war immer meine Teilnahme am jährlichen Swissalpine-Marathon über 78km. Ich habe den K78 fünfmal erfolgreich beendet und bin ihn mindestens genauso oft alleine gelaufen. Es ist einfach eine atemberaubende Landschaft. Leider reicht beim Laufen die Zeit nicht, um die Landschaft zu genießen. Ich beschloss deshalb, Teile dieses Weges zu wandern und mal in Ruhe zu fotografieren. Mit dabei mein Sohn Adrian.

Zur Keschhütte

Wir fuhren mit dem Zug von Davos nach Bergün und starteten von dort aus. Die Strecke führt nach Chants und hinauf zur Keschhütte. Leider was das Wetter an dem Tag nicht das, was man als fotogen bezeichen könnte. Wir verbrachten auf der Keschhütte einen äußerst angenehmen Hüttenabend und eine sehr kurze Nacht. Wir standen um 4 Uhr Morgens auf und geschlafen haben wir wenig. Es war eiskalt, die Dachfenstern waren innen zugefroren.

Zu den Seen

Nach einem einsamen Frühstück, das uns der zuvorkommende Hüttenwirt am Vorabend vorbereitet hatte, liefen wir los. Wir wanderten im Dunkeln zu den Lai da Ravais-Seen unterhalb des Scalettapasses. Es hatte die Tage zuvor geschneit und der Schnee lag kniehoch. Wir wollten unbedingt vor dem ersten Licht an den Seen sein, aber derSchnee machte es uns nicht gerade einfach, uns einen Weg zu bahnen.
An den Seen angekommen, bauten wir die Ausrüstungen auf und warteten. Eben war ich noch verschwitzt und jetzt stand ich in der Landschaft und fror. Es war verdammt kalt, der Wind blies uns ins Gesicht und jeder Objektivwechsel war mit den klammgeforeren Fingern eine echte Zitterpartie. Dass mir eines der Objektive ins kalte Bergseewasser fiel, war eine Horrorvorstellung. Erst kam das blau-violette Herbstlicht und dann die Sonne. Die Stimmung in dieser Landschaft an diesem Morgen war atemberaubend, die Fotos sprechen für sich.

"Wandern" nach Davos

Nach dem Sonnenaufgang wärmten wir uns erst mal und wanderten über den Panoramatrail, oberhalb der Alp Funtauna zum Scaletta-Pass. Von dort aus stiegen wir zum Dürrboden ab. Unser Plan war, von dort aus mit dem Bus nach Davos zurückzufahren. Aber es kam wie es kommen musste: Die Schweizer Verkehrsbetriebe warten nicht auf zwei Spinner, die im Herbst die Berge unsicher machen um danach heimgeschaukelt zu werden. Um die Jahreszeit fährt da nicht alle halbe Stunde ein Bus und so mussten wir feststellen, dass der nächste Bus in 3 Stunden kommt. Das ist viel Zeit wenn man warten muss, wir machten dort erst mal Pause und füllten unsere Speicher mit Suppe auf. Danach beschlossen wir, einfach mal locker in Richtung Davos zu laufen. Wir hikten an diesem sonnigen Herbsttag durch dieses wunderschöne Tal, redeten viel und irgendwann haben wir uns dann den Bus gänzlich aus dem Kopf geschlagen und sind bis Davos durchgelaufen. Das war so nicht geplant und eine ziemlich anstrengende Tour (sorry Adrian ... :-)).

Am nächsten Tag

Nach einer extrem entspannten Nacht im Hotel legten wir erst mal einen "Wellness-Tag" ein, tranken einen leckeren Kaffee im Hotel Schatzalp, in der Sonne sitzen, faulenzen und die Wolken zählen. Am Abend fuhren wir mit der letzten Seilbahn zum Jakobshorn. Von dort aus wanderten wir rüber zum Jatzhorn (2682m) und haben unsere Stative auf dem Gipfel in Position gebracht. Der Wind blies hart und kalt, aber der Plan war auf den Sonnenuntergang zu warten. Ich fürchtete, dass uns die aufkommenden Wolken einen Strich durch die Rechnung machen, aber dann passierte es. Ein blutroter Abendhimmel vor einem herrlichen Panorama. Der Abstieg mit Stirnlampen war zudem eine Klasse Nummer... :-)

Fazit

Die teuren Funktionsklamotten haben ihre Berechtigung und ein Stativ kann auf einem Berggipfel gar nicht schwer genug sein.